Auf der Tagung werden spezifisch frühneuzeitliche Formen des Umganges mit 'Information' thematisiert, wobei zugleich die Chancen und Grenzen einer historischen Thematisierung von 'Information' abgewogen werden sollen. Unter 'Information' werden dabei die Repräsentationen der Welt verstanden, die in Hinsicht auf eine Aufgabe verfügbar sind. Betont wird dadurch deren tendenziell empirischer Charakter und die Ausgerichtetheit auf ihre praktische Nutzanwendung. 'Verfügbarkeit' und die Potentialität der Anwendung werden zu entscheidenden Kriterien, wodurch die Eigendynamik der Ordnung und Verarbeitung von Informationsbeständen ebenso in den Blick gerät, wie der Einfluss, den die potentielle Verfügbarkeit von 'Information' auf die Entscheidungsbasis hat. Behandelt werden daher zeitgenössische Konzepte von 'Information', die signifikant wachsenden Informationsbestände und damit korrespondierenden Praktiken in der Frühen Neuzeit.
Vor der 'Statistik' gab es kaum frühneuzeitliche Theorien über den Nutzen von Information, aber diverse Diskurse, in denen sich ihre Wertschätzung abzeichnet. Der Wunsch nach Information und die Behauptung, informiert zu sein, findet sich im herrschaftlichen, kirchlichen und privaten Bereich. Dies verweist auf den gewandelten Stellenwert von empirischer Information (notitia, historia). Bemerkenswert erscheint, dass es sich dabei häufig um Ansammlungen von Einzeldaten handelte, die keinen Anspruch auf interpretative Rahmung ihrer Inhalte mit sich brachten. Auf praxeologischer Ebene vollzog sich ein Wandel hin zur empirischen Begründung von Entscheidungen und Wissen, der sich in der Wissenschaftstheorie erst Anfang des 17. Jahrhunderts explizierte.
Beachtet werden müssen auch die typischen Orten und Medien der Akkumulation von 'Information', etwa in der säkularen und kirchlichen Administration, ihren Archiven und den korrespondierenden Phänomenen des Buchmarktes. Die Vielzahl dieser Akkumulationsphänomene im öffentlichen wie privaten Bereich verweist auf eine schon im 16. Jahrhundert einsetzende, spürbare Aufwertung empirischer Information. Entscheidend ist dabei, die Sammlungsorte und medien nicht als statische 'Behältnisse' zu betrachten, sondern Prozesse, Formgebungen und Übertragungen von Information sowie deren spezifische Situation und Funktion mit einzubeziehen.
Zu beleuchteten sind auch die Verfahren, welche die Beglaubigung, Erhebung, formale Gestalt, Verzeichnung, Verarbeitung und Verfügbarmachung von Information bestimmten. Der an sie gestellte Anspruch wandelte sich mit der zunehmenden Methodisierung frühneuzeitlicher Informationserhebung und -erfassung. Die neue Verfügbarkeit von 'Informationen' führte zudem dazu, dass ihre Menge zum Teil kaum noch beherrscht werden konnte, was nach Strategien der Strukturierung, Reduktion, sowie des Entwertens verlangte.