C  1  Diskursive Strukturen und Autorisierungspraxis in der 'radikalen Reformation'
(Text- und Diskurslinguistik, Diskursgeschichte)


ausgelaufenes Teilprojekt
Institut für Deutsch als Fremdsprache

Postadresse: Ludwigstraße 27/I, 80539 München
Telefon: 089-2180-2117
Telefax: 089-2180-3999

Projektleiter

Prof. Dr. Konrad Ehlich
ehlich@daf.uni-muenchen.de

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt verfolgt — nach der Untersuchung zum Katechismus als spezifischer Textart innerhalb der Herausbildung und Konsolidierung der Reformation — das Ziel, für weitere Teile innerhalb der Spannbreite reformatorischer Bewegungen nach den spezifischen diskursiven Strukturen zu fragen, die sich in den jeweilig unterschiedlichen diskursiven Praxen ihrer Vertreter ausdrücken. Im Mittelpunkt des Projektes stehen solche Personen und Gruppen, die sich weder mit dem lutherischen noch mit dem zwinglischen Typus von Reformation in ihrer Distanzierung von der römischen kirchlichen Praxis befriedigt fanden. Nach einer langen Zeit diskreditierender Beschreibungen, die im lutherschen Ausdruck 'Schwärmer' nur ihren Anfang hatten, sind sie in der jüngeren kirchen— und profangeschichtlichen Darstellung als 'linke' oder 'radikale Reformation' thematisiert worden. Dem Teilprojekt geht es darum, den inneren diskursiven Mechanismen nachzugehen, aus denen heraus sich die spezifische Identitätsbildung dieser Personen und Gruppen konstituierte: Wie gestaltet sich deren theologische Argumentationsstruktur? Welche kommunikativen Ressourcen können sie in Anspruch nehmen? Welche kommunikativen Gründe sind für die andere Art der Verhältnisbestimmung von religiöser Praxis und überkommener bzw. transformierter institutioneller Form auszumachen? Welches Stabilitätspotential und welche inneren Auflösungskräfte zeigen die kommunikativen Strukturen, die sich in den Diskursen der 'radikalen Reformation' herausbilden? Welche Textarten werden genutzt, verändert oder auch neu herausgebildet? Es geht dem Teilprojekt also um eine 'kommunikationsanalytische Rekonstruktion'. In seinem Mittelpunkt steht das Konzept spezifischer 'Diskurskommunitäten', die sich über eine gemeinsame diskursive Praxis konstituieren. Sie wirken sich für das Spannungsfeld von Autorität und Pluralisierung gegenüber den konfessinalisierten Reformationstypen widerständig aus und bewirken eine je eigene Pragmatisierung von Autorität, die — scheinbar ohnmächtig — für die Folgezeit von typologisch großer Bedeutung werden sollte.

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