C  7  Reformierte Theologie und Philosophie - Die Vereinigten Niederlande im Goldenen Zeitalter (ca. 1575-1720)
(Evangelische Theologie, Theologie- und Philosophiegeschichte der Neuzeit)


ausgelaufenes Teilprojekt
Institut für Systematische Theologie

Postadresse: Schellingstr. 3/III, Vg., 80799 München
Telefon: 089-2180-2834
Telefax: 089-2180-2359
http://www.evtheol.lmu.de/

Projektleiter

Prof. Dr. Jan Rohls
jan.rohls@lrz.uni-muenchen.de

Mitarbeiter

Dr. des. Florian Mühlegger, wiss. Mitarbeiter
florian_muehlegger@web.de

Dietrich Klein, stud. Hilfskraft
DietrichKlein@gmx.net

Projektbeschreibung

Im Hinblick auf das Verhältnis von reformierter Theologie und Philosophie in der frühen Neuzeit spielen die Vereinigten Niederlande eine entscheidende Rolle. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wird die junge Republik zum Zentrum des Reformiertentums und zugleich zu einem intellektuellen Zentrum Europas. Diese Stellung behält sie während des ganzen 17. Jahrhunderts bei. Der reformierte Zweig der Reformation, durch Calvin zu einer internationalen Größe geworden, griff von Genf aus auch auf die Niederlande über, und das reformierte Bekenntnis bildete die Grundlage der Theologie, die an den zahlreichen neugegründeten Universitäten gelehrt wurde. Aber ungeachtet der Calvinisten zeichnen sich die Niederlande seit ihrem Beginn durch einen religiösen und konfessionellen Pluralismus aus, der sie attraktiv machte für jene religiöse Gruppen und Intellektuellen, die in anderen Territorien den Konflikt mit den staatlichen oder kirchlichen Behörden befürchten mußten. Das Klima der Toleranz begünstigte auch eine Pluralisierung der reformierten Theologie und der Philosophie. Während andernorts die Philosophie auf den erneuerten Aristoteles verpflichtet wurde, traten hier neben die aristotelische Schulphilosophie neue philosophische Konzeptionen. Und obgleich die strenge calvinistische Partei den Versuch unternahm, diesen Prozeß der Pluralisierung zu unterbinden, ließ sich auch die Theologie, lange bevor dies in den umliegenden Staaten geschah, auf die neue Philosophie ein. Dieser Pluralisierungsprozeß wurde nicht zuletzt durch die niederländischen Universitäten befördert. Die sämtlich neu gegründeten Universitäten und Gymnasien, die alle in Kontakt mit den reformierten Ausbildungsstätten im Reich, in der Schweiz und in Frankreich standen, hatten ihr je eigenes Profil und trugen so zu jenem Prozeß bei. Das Projekt geht der Frage nach, welche Rolle die theologisch relevanten Instanzen — reformierte Presbyterien und Synoden sowie theologische und philosophische Fakultäten — in ihm spielten. Es soll untersuchtwerden, wie es im Zuge der Kritik traditioneller Autoritäten zur Etablierung neuer Autoritäten kam und so jener Pluralismus entstand, der sowohl die Theologie als auch die Philosophie des Goldenen Zeitalters kennzeichnet und den Niederlanden eine intellektuelle Vorreiterrolle im Vergleich zu den Nachbarstaaten zukommen ließ. Das Projekt zielt nicht auf eine Darstellung der theologischen und philosophischen Positionen ab, sondern auf die Konflikte zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Instanzen, die mit der öffentlichen Durchsetzung dieser Positionen verbunden waren.

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